Chäsimatt Rotkreuz, Zug, Schweiz / 2017 - 2025












Die Chäsimatt liegt in einer der am schnellsten wachsenden Gemeinden der Schweiz und ist eine Antwort auf das 30-prozentige Bevölkerungswachstum von Rotkreuz in den letzten zehn Jahren sowie auf die allgemeine Vision der innerstädtischen Verdichtung. Zwischen dem Bahnhof und der Kantonsstrasse gelegen, transformiert das Projekt einen wichtigen Standort am nordwestlichen Rand des Zentrums.
Zwei umlaufende Blockränder adressieren die lauten Randbedingungen des Standorts. Um den Eindruck einer monolithischen Struktur zu vermeiden, sind die Blöcke in 14 separate Gebäude unterteilt, die jeweils ihre eigene Fassadensprache, Materialpalette und Wohnungstypologie aufweisen. Diese Elemente tragen auch dazu bei, das Identitätsgefühl der Bewohner zu stärken und der Anonymität entgegenzuwirken, die oft mit Grosssiedlungen verbunden ist. Zwei bestehende Gebäude, der Bauernhof und die Alti Chäsi, bleiben erhalten, wobei letztere einer neuen Nutzung zugeführt wird.
Trotz der Dichte behält die Chäsimatt ihren dörflichen Charakter durch eine Reihe von Aussenräumen, die der Hanglage des Geländes folgen. Ein lebendiger, autofreier Platz führt über eine breite Treppe zu einem zentralen Foyer, das von Gemeinschaftseinrichtungen umschlossen ist, und in zwei begrünte Innenhöfe mündet. Diese Räume bieten sowohl Gemeinschaft als auch Privatsphäre, mit schlendernden Wegen und Bepflanzung, die Übergänge abmildern.
Das Projekt wurde ohne ein vordefiniertes Programm entwickelt. Stattdessen gestaltete es das Architektenteam in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, der eine langfristige Investitionsperspektive hatte. Das Ergebnis umfasst 126 Mietwohnungen – vom 1,0 Zimmer Studio bis zur 7,5-Zimmer-Duplex Wohnung – sowie Wohngemeinschaften, seniorengerechtes Wohnen, ein Self-Check-in-Hotel, 36 Kleingewerbe und einen grossen Landi Laden. Gastronomische Einrichtungen säumen den öffentlichen Platz, während Ateliers entlang der Binzmühlestrasse zu einem lebendigen und sicheren Strassenbild beitragen.
Die Förderung von Begegnungsmöglichkeiten und spontanen Treffen war von Anfang an ein zentrales Konzept des Projekts, insbesondere als Reaktion auf die rasche Urbanisierung der Gemeinde und die daraus resultierende Integration der neuen Bewohner in die bestehende Bevölkerung. Ein breites Angebot an Allgemeineinrichtungen in der Chäsimatt unterstützt dieses Gemeinschaftsgefühl. Dazu gehören eine zentrale Poststelle, ein Gemeinschaftssaal, ein Hundewaschraum, zwei grosszügige Velohallen – jeweils mit Waschplatz und Werkstatt -, eine Quartierbibliothek, eine Kindertagesstätte, ein Dachgarten und eine gemeinsame Feuerstelle für sommerliche Grillfeste oder winterliche Glühweinabende, um nur einige zu nennen. Die Chäsimatt ist mehr als nur ein Wohnbauprojekt, sie will einen durchdachten Ansatz für urbanes Wohnen bieten, der architektonische, soziale und ökologische Werte integriert.
Fotos: Ariel Huber
